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Die Tour de Soleil 2023

Ein Tourenbericht unserer Highlight-Tour

24.04.2023

Der Anreisetag beginnt locker, denn wir haben keinen Stress. Mit dem Auto fahren wir nach Andermatt, wo wir nach einer Jause weiter nach Realp fahren. Dort befinden sich einige Parkmöglichkeiten.

Tag1: Realp – Rotondohütte + Rottällihorn

Für mehrere Tage eignet sich der Parkplatz der SBB nahe des Bahnhofs. Die Mehrtagestickets hierfür erhält man beim Schalter der Autoverlad (CHF 5,– pro Tag). Sofern man nur 1 Tag parkt kann man das Ticket direkt beim Automaten ziehen. Achtung bei der Zufahrt: Hier können teilweise tiefe Spurrillen oder Löcher sein. Am Besten mit „leerem“ Auto langsam herantasten und ggf. davor mit einem Skistock in der „Suppe“ stochern. Unser Auto ist beim Verlassen des Parkplatzes an dieser Stelle aufgesessen und stand bis über die Radfelgen im Wasser…

Der Aufstieg zur Rotondohütte dauert rund 3 Stunden, startet bei der alten Dampflock und führt anfangs über einen breiten Forstweg. Der Weiterweg ist landschaftlich schön – zieht sich gefühlt jedoch etwas in die Länge. Die Route ist mit 30+ Stangen klar markiert.

Zur Akklimatisierung haben wir uns für den Nachmittag noch für einen Abstecher zum Rottällihorn entschieden. Der Aufstieg ist technisch problemlos. Für die Abfahrt haben die weiten NO-Hänge gewählt, die länger von der Sonne beleuchtet werden. Am Weg zurück mussten wir den Tälligrat queren. Beim Durchgang des Sommerwegs sind wir hoch im Hang über den harten Schnee gequert, wodurch wir ohne Gegenanstieg zurück zur Hütte kamen.

Bei etwas mehr Zeit wäre es besser (und abfahrtstechnisch ergiebiger), bis zum höchsten Punkt (ca. weitere 200hm) aufzusteigen und direkt über die steilen Hänge zur Hütte abzufahren.

Tag2: Witenwasserstock – Passo di Rotondo – Im Cher – Sidelenlücke – Cap. Corno Gries

Bereits am zweiten Tag der Tour wird es technisch spannend. Der Witenwasserstock lässt sich entweder großräumig umgehen (was wohl viele tun, die sich auf der Tour de Soleil befinden), oder überschreiten. Der Aufstieg wird zunehmen steiler bis man die „Gratschulter“ erreicht. Ab hier macht es Sinn, die Ski am Rucksack zu montieren und zu Fuß (ggf. mit Steigeisen weiter zu gehen bis zur Lücke, wo Ski- sowie Rucksackdepot gemacht wird. Weiter geht es luftiger entlang rechts unterhalb des Grats und schließlich direkt auf dem Schnee- und Felsgrat. Der Wintergipfel ist ca. 10m Luftlinie vom Sommergipfel (Wandbuch) entfernt. Mit Sicherungen wäre der Sommergipfel wohl ebenfalls möglich – wir schenken ihn uns mangels Zeit jedoch.

Retour zum Depot, wo sich 2 mögliche Abseilpunkte auf die andere Seite befinden (Bolt mit Bohrlasche). Grundsätzlich wäre Abklettern wohl auch möglich, aber nicht zu empfehlen, da das Gelände abdrängend, der Fels eher glatt und die Rucksäcke samt Ski schwer und sperrig sind. 50m Seillänge sind komfortabel, 40 tun es auch. Für technisch versierte reicht wohl auch ein 30er – v.a. wenn der Großteil der Mannschaft über die volle Seillänge abgelassen wird.

Wir fellen ab und rutschen auf der Schattseite des Pizzo Rotondo diagonal – und um diesen herum – ab. Dann wird wieder aufgefellt und wir steigen Richtung Pizzo Rotondo auf. Aufgrund des wenigen, dafür betonharten Schnees brauchen wir mehr Zeit als gedacht. Auf halber Höhe erkennen wir den finalen Aufstieg (ca. 200hm), der zwar gespurt ist – aber auch hier entscheiden wir uns mangels Zeit, der späten Tageszeit (Schneerutsche) sowie der verbleibenden Wegstrecke den Gipfel zu canceln.

Rückblickend hätten wir uns somit den Aufstieg sparen und direkt nach Norden abfahren können. Egal – das holen wir jetzt nach und fahren über die NW-Hänge in den Talboden ab. Schluss ist dann in der Kesselebene „Im Cher“, wo wir eine Pause einlegen und die Felle aufziehen.  Von hier lässt sich der Aufstieg in die Sidelenhütte bereits gut einsehen. Die Route ist in der Swissmap als Abfahrtsvariante eingezeichnet – primär aufgrund des Schlussanstieges, für den wir die Ski wieder am Rucksack montieren. Die letzten 100hm ziehen sich und wären bei mehr Schnee sicherlich einfacher (weil ohne Tragen) – möglich. Der Forcella-Gipfel ließe sich noch mitnehmen, was wir aber – ihr könnt es bereits ahnen – mangels Zeit und Energie sein lassen.

Durchs Valle della Prosa schwingen wir über sanft geneigte Hänge zur Nufenen-Passstraße bis auf eine Höhe von 2.000m über See. Mittlerweile hat sich die Sonne verabschiedet und wir ziehen kurz nach der Alpe Cruin die Felle ein letztes Mal auf. Es folgen die letzten gut 300hm zur Capanna Corno Gries – ein Hüttenzustieg, der länger dauert als gehofft. Aber das liegt wahrscheinlich an dem langen, zurückliegenden Tag :-)

An dieser Stelle sei allen eine Übernachtung in dieser sowohl architektonischen, wie vor allem kulinarischen Hütte empfohlen. Die neuen Pächter bieten schmackhafte Tessiner Küche und in den komfortablen Zimmern (mit überlangen Betten!) lässt es sich gut nächtigen.